Öffentliche Diskussion über Erinnerungskultur in Nordhausen offenbar nicht möglich – Unbekannte zerstören einen Großteil des dezentralen Erinnerungsprojektes

Rund um den 72. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora führten wir ein eigenes Projekt durch: Rund 40 Aufkleber verteilten die Mitglieder im Stadtgebiet Nordhausen, jeweils vier weitere in Osterode und Bad Lauterberg, um eine Diskussion zur Erinnerungskultur anzuregen. Kaum zwei Tage später sind die meisten Aufkleber geklaut und zerstört.

Der 72. Jahrestag der Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora war auch für den Verein Jugend für Dora Anlass, ein eigenes Projekt auf den Weg zu bringen. Anschließend an die wichtigen Diskussionen um die Zukunft des Gedenkens und der Erinnerungskultur, wollte der Verein eine Diskussion in der Stadt Nordhausen anstoßen. Zu diesem Zweck wurden von den Mitgliedern in der Nacht von Sonntag auf Montag rund 40 Bodenaufkleber an belebten Orten in der Stadt Nordhausen verteilt. Auf den Aufklebern sind Statements aufgedruckt, die eine Diskussion über die zukünftige Erinnerungskultur und aktuelle politische Debatten anregen sollen. Dazu wurde eigens ein Blog angelegt, auf welchem offen diskutiert werden sollte und zu welchem man über einen Link auf den Aufklebern gelangen kann.

Bereits ein Tag nach Beginn des Projektes sind aber fast alle Aufkleber in Nordhausen gestohlen oder zerstört worden. Dies teils unter den Augen von Mitgliedern des Vereins und der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. „Es ist erschreckend, wie selbstbewusst hier Straftaten begangen werden, um eine Debatte über Erinnerungskultur zu verhindern“, sagt Carmen Hause, die Vorsitzende von Jugend für Dora. Mittlerweile hat der Verein Strafanzeige gestellt. „Der erhebliche finanzielle Schaden ist für uns nicht der zentrale Punkt, vielmehr sind wir erschrocken darüber, dass es in Nordhausen nicht möglich ist, eine offene Diskussion über Erinnerungskultur anzustoßen, ohne dass Menschen versuchen, dies zu verhindern“, so Carmen Hause weiter.

Für den Verein war das diesjährige Projekt rund um den Jahrestag der Befreiung in der Gedenkstätte ein offenes Experiment, bei dem es zu einem Dialog mit Nordhäuserinnen und Nordhäusern kommen sollte. Dass das Projekt nun durch Sachbeschädigungen und Diebstahl zu einem vorzeitigen Ende gekommen ist, bietet sicher eine ebenfalls spannende Diskussion über den Umgang mit offenen und demokratischen Diskussionsprojekten in Nordhausen.

Das Kommentieren und Diskutieren der Statements und Ereignisse wird aber wie geplant bis zum Sonntag, den 16. April, möglich sein. Die Seite ist unter diesem Link jfd72.wordpress.com zu erreichen.

 

„72 Jahre danach“ – ein öffentliches Gedenkprojekt

Nordhausen – Am 11. April 2017 jährt sich der Tag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora zum 72. Mal. Aus diesem Anlass haben wir in der Nacht zum 10. April 2017 das öffentliche Gedenkprojekt „72 Jahre danach“ in Nordhausen sowie in Osterode und Bad Lauterberg –  beides Orte von KZ-Außenlagern – begonnen.

Auf den Bürgersteigen in der Ortsmitte brachten die Mitglieder des Vereins Bodenaufkleber an. Auf ihnen befinden sich kurze Statements, die sich auf die nationalsozialistische Vergangenheit beziehen. Zugleich können sie aber auch in die Gegenwart eingelesen werden. Zudem finden sich auf den Aufklebern Verlinkungen zur Internetseite des Projektes. Dort können Bürgerinnen und Bürger eine Woche lang die Aufschriften der Aufkleber diskutieren und sich über den Projektverlauf  informieren.

Ziel dieses öffentlichen Gedenkprojektes ist es, auf den Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora inmitten der Ortschaften aufmerksam zu machen. Zugleich soll die Bevölkerung zum Nachdenken und Mitdiskutieren über die Erinnerung an die Geschichte des Nationalsozialismus eingeladen werden.

Weitere Informationen zum Gedenkprojekt „72 Jahre danach“ gibt es auf der Internetseite des Projekts: www.jfd72.wordpress.com

72 Jahre danach

72 Jahre danach

“… vielleicht ist Dein Grün mein Blau …”

20 Jahre Engagement – eine Ausstellung des Vereins JUGEND FÜR DORA

Im Jahr 2015 feiern wir unser 20-jähriges Vereinsbestehen. Im Rahmen einer Ausstellung, die am 26. September 2015 in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora eröffnen wird, möchten wir einen Eindruck geben was diese 20 Jahre für uns bedeuten.

Unter dem Titel ““…vielleicht ist dein Grün mein Blau…“ – 20 Jahre Jugend für Dora” blicken wir auf unsere Aktivitäten in den vergangenen Jahren zurück. 20 Jahre Jugend für Dora: Das waren zwei Jahrzehnte mit vielen spannenden Entwicklungen und Veränderungen, mit großartigen Erlebnissen und Begegnungen, aber auch mit schwierigen Momenten und traurigen Abschieden.

Die Ausstellung erinnert an ausgewählte Projekte des Vereins aus den zurückliegenden Jahren. Die Mitglieder geben dabei ganz persönliche Einblicke in ihre alltägliche Vereinsarbeit von den Anfängen bis heute. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit in Jugend für Dora ist bis heute der Kontakt zu den Überlebenden des KZ Mittelbau-Dora und die daraus gewachsenen persönlichen Beziehungen, auch abseits vom öffentlichen Gedenken.

Durch einen Blick hinter die Kulissen erfahren die Besucher mehr über den Verein, seine Arbeit und die Chancen ehrenamtlicher Tätigkeit in einer Gedenkstätte. Die Ausstellung markiert dabei keinesfalls ein Ende der Vereinsarbeit. Vielmehr zeigen die Mitglieder von Jugend für Dora, was ihnen bei ihrem Engagement in den vergangenen Jahren wichtig war und auch für die Zukunft bedeutend bleibt.

20 Jahre Ehrenamtliches Engagement,
20 Jahre Kooperationen,
20 Jahre Prägung,
20 Jahre persönliche Verbundenheit,
20 Jahre Freundschaften,
20 Jahre Auseinandersetzung,
20 Jahre Verantwortung, 20 Jahre Was bleibt?
20 Jahre Jugend für Dora – ein Internationaler Verein

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